Schnittmuster für Webware aus elastischem Stoff nähen
Es gibt Schnittmuster, welche speziell für Webware, also nicht dehnbare Stoffe, konzipiert wurden. Was genau muss ich aber beachten, wenn ich den Schnitt aus dehnbaren Stoffen wie Jersey oder French Terry nähen will?
Ich habe meinen ersten Blazer selbst genäht! Ursprünglich war das Schnittmuster für Webware gedacht, aber ich habe es aus French Terry gefertigt und mit Jersey gefüttert. Keine Anpassungen am Schnitt – dafür habe ich die Kanten der Eingrifftaschen, den Kragen, die obersten 4 cm beider Ärmel (Schulter) und die unteren 4 cm des Saums mit Vlieseline H 609* verstärkt. Das Ergebnis hat mich umgehauen, und ich würde es definitiv wieder genauso machen!
An alle Streifenliebhaber: Ja, ich weiß, die Streifen treffen nicht perfekt aufeinander. Mit den unregelmäßigen Streifenmuster war es nahezu unmöglich, sie akkurat auszurichten, ohne den Stoff zu überdehnen oder zu verzerren. Auch die Streifen auf den Ärmeln sind im Vergleich zum Vorder- und Rückenteil nicht optimal ausgerichtet. Leider habe ich zu wenig Stoff für das Muster bestellt und musste mit dem Material arbeiten, das ich zur Hand hatte.
Ich hoffe, ihr habt Verständnis und könnt über diese kleinen Unregelmäßigkeiten hinwegsehen.
Tipps zum Vernähen von elastischen StofVerstärken:
Alle gerundeten und senkrecht nach unten verlaufenden Nähte sollten verstärkt werden, sprich alle Längs- und Teilungsnähte, Taschenöffnungen, Schulternähte und Ausschnittkanten außer dem Saum. Am besten verstärkst du diese Kanten mit einem 2-3 cm breiten Vliesband, das du aufbügeln kannst.
Dehnbare Stoffe müssen in diesen Bereichen stabil sein, damit der Stoff nicht ausleiert.
Dehnbare Soffe wie Jersey oder French Terry verstärkt man am besten mit Vlieseline H 609*, das ist eine elastische Bügeleinlage.
Überlegungen zur Richtung des Stoffes:
Achte darauf, in welche Richtung sich der Stoff am meisten dehnt (meist quer zur Webkante). Falls der Stoff parallel zur Webkante dehnbarer ist, solltest du gegen den klassischen Fadenlauf zuschneiden.
Größe und Passform:
Dehnbare Stoffe bieten mehr Spielraum in Bezug auf die Passform, da sie sich an den Körper anpassen. Es könnte also sein, dass du eine kleinere Größe wählen musst als bei Webware.
Anpassung des Schnittmusters:
Je nachdem, wie dehnbar dein Stoff ist, musst du möglicherweise das Schnittmuster etwas anpassen.
Nahtzugaben:
Bedenke, dass beim Nähen von Jersey oder French Terry mit einer Overlock-Nähmaschine möglicherweise kleinere Nahtzugaben erforderlich sind. Überprüfe dein Schnittmuster und passe es entsprechend an.
Nähtechniken:
Verwende beim Nähen von dehnbaren Stoffen einen Stretch-Stich oder ein dehnbares Nähgarn wie z.B. Seraflex*.
Testen:
Es ist immer eine gute Idee, vor dem endgültigen Nähen eine Testversion aus einem Reststoff zu erstellen. Dies ermöglicht es dir, eventuelle Anpassungen am Schnittmuster oder an deiner Nähtechnik vorzunehmen.
Kantenverarbeitung:
Dehnbare Stoffe fransen nicht aus wie Webware, also musst du die Kanten nicht unbedingt versäubern. Bei einigen Designs kann jedoch ein sauberer Abschluss wie z.B. ein Bündchen sinnvoll sein.
Das Arbeiten mit dehnbaren Stoffen erfordert etwas Übung, aber sobald du den Dreh raus hast, bietet es viel Flexibilität und Komfort in deinen genähten Kleidungsstücken. Es lohnt sich also, es auszuprobieren und mit verschiedenen Stoffen und Techniken zu experimentieren.
Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an die liebe Sarah von @carlamarie.de. Mit ihr zusammen habe ich diese Anleitung für euch erstellt und auch selbst wiedermal ’ne ganze Menge dazugelernt.
Pfiet’enk und viel Spaß beim Selbermachen
Judith & Sarah